Werkstatt-Konzept

Das Konzept der Werkstatt - Kurzform

 

Die Ausgangssituation:

Schülergruppen sind in den letzten Jahren in ihrem Lernverhalten vielfältiger und unterschiedlicher geworden. Das hat vermutlich mehrere Ursachen. Die Lernbiographien der Schüler sind heute unterschiedlicher als noch vor einigen Jahren. Auch durch größere Unterschiede in familiären Strukturen sind die sozialen Hintergründe der Schüler heute recht heterogen. An Gymnasien macht sich aus unserer Sicht zusätzlich ein Veränderungsprozess durch G8 bemerkbar, der – ohne ihn hier bewerten zu wollen - den Schülerinnen und Schülern bis zum Abitur ein gleichbleibendes reflexives Niveau wie früher bei gleichzeitig verkürzter Lernzeit abverlangt. Diese Prozesse haben nach unseren Erfahrungen der letzten Jahre zur Folge, dass Schüler noch mehr als bisher ein gutes Maß an Eigenverantwortung und Motivation brauchen, um fit für ihre Schullaufbahn und ihren späteren Beruf zu sein. Diese Fähigkeiten kann man trainieren und optimieren.

 

Die Konsequenzen für unser Konzept:

Die Werkstattidee versucht diese Entwicklungen auf konstruktive Weise aufzunehmen, in dem es den Schülern durch bestimmte Zeitfenster im Wochenstundenplan mehr Freiheit und Individualität beim Lernen ermöglicht, um im Gegenzug ein höheres Maß an Eigenverantwortung und Motivation zu erreichen, damit die Schüler ihre Lernzeit effektiver und verantwortungsvoller nutzen können. Dazu soll das Konzept unsere Schüler in drei Schwerpunktbereichen stärken. 

 

Selbstkompetenz:

Um dieses Ziel zu erreichen, finden diese „Werkstattstunden“ genannten Zeitfenster jeweils morgens in der ersten Stunde in den 5ten und 6ten Klassen statt. Die Schüler werden dazu angeleitet, ihr Arbeitsverhalten über Laufzettel zu dokumentieren. Dies hat die Funktion der Selbstkontrolle. Die Schüler sollen mit diesem Instrument erlernen, ihr Arbeitsverhalten in den Werkstattfächern zu beobachten, einzuordnen und die Arbeit der an einem bestimmten Thema oder über einen bestimmten Zeitraum eigenständig aufzuteilen. Studien haben gezeigt, dass die Selbstbeobachtung und Selbstevaluation von Lernprozessen mit solchen Mitteln tatsächlich einen starken positiven Effekt erzielen kann.[1] Dass dies in Klasse 5  und 6 noch nicht perfekt gelingen kann und von den Lehrkräften intensiv begleitet werden muss, ist selbstverständlich. Doch hier soll schon geübt werden, was dann in Klasse 7 oder 8 mehr und mehr zu einer Selbstverständlichkeit geworden sein soll.


Sachkompetenz:

Die Werkstattstunden sind bewusst nicht als Zeit völlig freien Lernens konzipiert, sondern sollen immer einen großen Teil lernzielorientierter Komponenten enthalten. Dies wird sowohl gewährleistet durch die Übungen, die entweder aus dem sonstigen Fachunterricht heraus erwachsen oder durch die Lernsequenzen in den Materialkisten, die zu einem großen Teil Inhalte des Lehrplans für diese Jahrgangsstufe abdecken. Die Werkstattstunden sind also keine Hausaufgabenbetreuung, sondern dienen zur Aneignung neuen Fachwissens. Dass dabei auch wiederholende und vertiefende Elemente vorkommen dürfen, ist selbstverständlich.  

 

Sozialkompetenz:

Da den Schülern in diesem Konzept der Werkstattstunden mehr Freiheit im Lernen und in der Gestaltung einer Schulstunde gegeben werden, haben sie auch mehr Freiheitsgrade darin, ihre Lernpartner auszusuchen, Fragen zusammen mit Mitschülern zu klären, kurzum Lernen und Leben in einer Gruppe mitzugestalten. Damit sollen bewusst die Fähigkeiten der Kinder, anderen Hilfestellung zu geben und auch von anderen Hilfe entgegenzunehmen, trainiert werden.    



[1] (Hasselhorn/Mähler, 1998, S.84f.)