„Karadikkal-Tag“: Steine klopfen statt Unterricht

29.06.2022 08:16

Im südindischen Karadikkal befindet sich eine Mädchen-Schule, die seit 1991 vom EGM unterstützt wird. Am „Karadikkal-Tag“ erhalten die Schüler:innen der Unterstufe einen kleinen Einblick in das Leben indischer Familien, die im Steinbruch arbeiten.

 

 

Der Tag begann für die Stufe 5 in der Aula und für die Stufe 6 in den Klassenräumen. Anschließend durften zunächst die Schülerinnen und Schüler der 5. Klassen in „Familien“ von bis zu sechs Personen Steine klopfen. Die Familien wurden zuvor eingeteilt und repräsentierten verschiedene Dörfer in der Umgebung von Karadikkal. Das Ziel war, mit einem Hammer einen großen Stein zu Schotter zu zerkleinern – eine mühselige und wenig erfolgreiche Arbeit, die von strengen „Aufsehern“ (den Klassenlehrern) überwacht wurde.

 

 

Die geklopften Steine konnte man eimerweise beim „Besitzer“ des Steinbruchs (Herr Dr. Wolf) abgeben, der einem daraufhin einen Lohn bezahlte. Wer sich jetzt etwas leisten wollte, ging zum „Markt“, einem kleinen Tisch in der Aula. Dies kam allerdings selten vor, denn die Sachen, die dort angeboten wurden, waren zu teuer und von dem geringen Lohn nicht zu bezahlen. Die meisten „Familien“ konnten sich noch nicht einmal ein Tütchen Reis leisten, ganz zu schweigen von einer Flasche Cola oder einer Packung italienischer Nudeln.

 

 

In den Klassenräumen wurde anschließend über das Steineklopfen und den Lohn diskutiert. Die Schülerinnen und Schüler mussten unter anderem die Erfahrung machen, dass die Familien, die Indien hart in den Steinbrüchen arbeiten, trotzdem nur einen kargen Lohn bekommen. Die Kinder der Familien können oftmals nicht zur Schule gehen, weil die Eltern auf ihren Lohn angewiesen sind, um die gesamte Familie ernähren zu können.

 

 

Text: Anna Schördling (5A)

Fotos: Sara Vollmann (5A)

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